Ein neuer Gesetzesvorschlag des dänischen Ministeriums für Kinder und Unterricht, der klarere Regeln für das körperliche Eingreifen an Volksschulen schaffen soll, wird vom dänischen Lehrerverband (DLF) positiv aufgenommen.
Der Vorsitzende Gordon Ørskov Madsen wünscht sich jedoch, dass das Gesetz weiter geht und – wie in Norwegen – eine ausdrückliche Pflicht zur Prävention enthält.
Der nun zur Anhörung freigegebene Vorschlag war ein lang geäußerter Wunsch des Lehrerverbands. Das Ministerium hat sich bei der Ausarbeitung unter anderem an Norwegen orientiert, wo kürzlich neue Regelungen auf diesem Gebiet eingeführt wurden.
„Wir wissen, dass jeder dritte Lehrer im vergangenen Jahr aus Angst vor negativen Konsequenzen darauf verzichtet hat, durch körperliche Berührung für Ruhe im Klassenzimmer zu sorgen. So darf es einfach nicht sein, deshalb besteht ein klarer Bedarf an einer Gesetzesänderung“, sagt Gordon Ørskov Madsen.
Er betont, dass es sehr positiv sei, dass der Vorschlag auf dem Recht aller Schüler auf ein gutes Lernumfeld basiert und dass die Regeln es den Lehrkräften erleichtern sollen, frühzeitig in eskalierende Situationen einzugreifen.
„Das ist etwas, wofür wir lange gekämpft haben – und wie es auch in den Medien zuletzt thematisiert wurde, stehen wir heute vor dem Problem, dass es zu viel Unruhe und Störungen im Unterricht gibt, das wir im Interesse aller lösen müssen“, so Ørskov Madsen weiter.
In Norwegen besteht eine gesetzlich verankerte Pflicht für Schulen, Situationen zu verhindern, in denen ein körperliches Eingreifen notwendig wird. Diese Perspektive vermisst Ørskov Madsen im dänischen Vorschlag:
„Wir sollten ganz klar denselben Weg wie Norwegen gehen. Darauf werden wir uns in der Anhörungsphase und bei der weiteren Arbeit mit dem Gesetz konzentrieren – denn die präventive und pädagogische Arbeit muss natürlich immer an erster Stelle stehen. Ich würde sogar sagen, dass sie 99 % der Arbeit in Bezug auf diese Problematik ausmachen sollte“, sagt er.
Zugleich betont er, dass das Gesetz nur ein erster Schritt hin zu den notwendigen Veränderungen an den Schulen sei. Wichtig sei insbesondere, dass Lehrkräfte gut darauf vorbereitet werden, die neuen Regeln im Schulalltag zu verstehen und anzuwenden.
„Das Verständnis für diese neuen Regeln muss durch gute Leitfäden mit Beispielen vermittelt werden, die in der Sprache eines ganz normalen Schulalltags geschrieben sind“, so Ørskov Madsen.
Abschließend hebt er hervor, dass Lehrkräften mehr Handlungsspielraum und die Möglichkeit gegeben werden müsse, in konkreten Situationen ihr pädagogisches Ermessen auszuüben.
„Wir wünschen uns auch, dass im Gesetz ein größerer Handlungsspielraum in Bezug auf das Ermessen und die Urteilskraft der Lehrkräfte in konkreten Situationen verankert wird, in denen oft schnell gehandelt werden muss. Und wir müssen den Blick auf all das richten, was die Grundlage dieses Ermessens bildet: Die fachliche Kompetenz und Erfahrung einer ausgebildeten Lehrkraft. Ein starkes Kollegium. Gute Kenntnisse und eine gute Beziehung zu den Schülern. Mehr Freiraum im Unterricht. Eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern. Das erfordert, dass wir in den Schulen Rahmenbedingungen schaffen, die all das unterstützen – und dass wir als Gesellschaft in genau das investieren“, sagt Gordon Ørskov Madsen.
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